Die Bestimmung von Pilzen auf Artebene ist nicht immer ohne zusätzliche Hilfsmittel möglich. Neben einer starken Lupe (10x) werden unterschiedliche Chemikalien verwendet. Im Folgenden werden makroskopische und mikroskopische Reagenzien aufgelistet, die im CCL vorhanden sind.
Von Chemikalien gehen grundsätzlich besondere Gefahren aus. Sie sind daher nur von geschulten Menschen mit der nötigen Sorgfalt zu handhaben. Chemikalien sollten nach Gebrauch sofort verschlossen und kindersicher aufbewahrt werden. Schutzmaßnahmen können im Internet recherchiert werden, es gibt für jede Chemikalie Sicherheitsdatenblätter.
Wir unterschieden chemische Reagenzien danach, ob wir sie zur makroskopischen oder zur mikroskopischen Bestimmung verwenden.
Im Folgenden werden Chemikalien aufgelistet, die zur makroskopischen Bestimmung von Pilzen verwendet werden können. Zu beziehen sind die meisten Chemikalien bei Andreas Gminder: www.myko-service.de. Auf den Produktseiten sind auch weitere Informationen (z.B. Haltbarkeit) zur jeweiligen Chemikalie zu finden. Die folgenden Informationen zu den Reaktionen bei Pilzen stammen von Maren Kamke (Pilzsachverständige in Schleswig-Holstein) und sind aus der Fachliteratur zusammengetragen.
Die folgenden Reagenzien sind im CCL vorrätig:
Achtung! Alle konzentrieren Laugen und Säuren sind stark ätzend und daher mit der gebührenden Vorsicht zu behandeln, besonders beim Verdünnen (Schutzbrille!); hier immer zuerst das Verdünnungswasser vorlegen, dann die Säure oder Lauge unter Rühren zugeben.
- Kalilauge (KOH 40%): für die Bestimmung von u.a. Schleierlingen (Cortinarius), Täublingen (Russula) und Milchlingen (Lactarius) (nachbestellen):
- Russula insignis (Milder Kamm-Täubling) reagiert rot an der Stielbasis.
- Bestimmte Schleierlinge der Untergattung Phlegmacium reagieren ebenfalls rot auf der Huthaut.
- Sulfanilsäure (4-Aminobenzensulfonsäure (IUPAC) bei der Bestimmung von Champignons (Gattung: Agaricus).
- Salzsäure (HCl, 25 %) braucht man für den Wieland-Test, Nachweis von Amanitin (u.a. Grüner Knollenblätterpilz (Amanita phalloides)) (nachbestellen).
- Eisensulfat (FeSO4) als Flüssigkeit oder Kristall: Heringstäublinge reagieren grün (nachbestellen).
- Guajak: unerlässlich für die Täublingsbestimmung; bestimmte Täublinge haben eine grünblaue Reaktion auf Fleisch oder Lamellen (nachbestellen).
- Phenol (C6H6O): Wichtig für die Bestimmung von Täublingen (Russula) und Knollenblätterpilzen (Amanita) (nachbestellen).
- Lugol (Lugolsche Lösung): Positive Reaktion (Färbung nach Weinrot) bei den Schleierlingen (Gattung: Cortinarius).
Warnung: Kann die Organe schädigen bei längerer oder wiederholter Exposition.
- Melzers Reagenz (Lösung von elementarem Iod, Kaliumiodid und Chloralhydrat in Wasser): Sporenpulver aus Abwurf wird blauschwarz, wenn die Sporen amyloid sind (nachbestellen).
Im Folgenden werden “Mikroreagenzien” aufgelistet, die zur mikroskopischen Bestimmung und Untersuchung von Pilzen verwendet werden können. Zu beziehen sind die meisten Chemikalien bei Andreas Gminder: www.myko-service.de. Auf den Produktseiten sind auch weitere Informationen (z.B. Haltbarkeit) zur jeweiligen Chemikalie zu finden. Die folgenden Informationen stammen von Maren Kamke (Pilzsachverständige in Schleswig-Holstein) und sind aus der Fachliteratur zusammengetragen.
- Lugol - Lugolsche Lösung:
Warnung: Kann die Organe schädigen bei längerer oder wiederholter Exposition.
- Für die Porusreaktion bei Pyrenomyceten (Schlauchpilze und Flechten) (nachbestellen)
- Zum Anfärben von Sporen (z.B. Täublinge, Milchlinge)
- Baralsche Lösung (nicht vorhanden):
- Zur mikroskopischen Färbung von Discomyceten (amyloide und dextrinoide Reaktionen) (nachbestellen)
- Zum Anfärben von Sporen (z.B. Täublinge, Milchlinge)
- (Brillant-)Kresylblau: zur mikroskopischen Färbung (Test auf Metachromasie, Nachweis von Gel, Nachweis von Vakuolenkörpern)
- in Wasser: Für Schlauchpilze (Ascomyceten) (nachbestellen)
- nach Clémençon: Für Ständerpilze (Basidiomyceten), wie z.B. die metachromatische Reaktion bei Riesenschirmlingen (nachbestellen)
- Baumwollblau: Für die Sporenornamentation zur mikroskopischen Färbung von Sporenornamenten von Ascosporen und Nachweis von Cyanophilie
- Kongorot:
Achtung: Kongorot ist stark giftig und krebserzeugend. Objektträger sollten nach Nutzung entsorgt werden.
- Kongorot in Wasser: Für das Anfärben von Schlauchpilzen (Ascomyceten) (nachbestellen)
- In Ammoniak (NH3)): für die Anfärbung von Zellwänden (zum Beispiel zur Prüfung ob Schnallen vorhanden sind) (nachbestellen)
- Phloxin (nicht vorrätig) ist ein Färbemittel für Zellinhalte und im Gegensatz zu Kongorot nicht krebserzeugend.
- Kalilauge (KOH (3%)): zur Verdeutlichung der Strukturen durch Aufquellen von getrocknetem Material (nachbestellen).
In der kleinen Bibliothek oder bei Mathis nachfragen:
- Erb, Bruno & Matheis, Walter (1983): Pilzmikroskopie. Präparation und Untersuchung von Pilzen mit 135 Farbfotos. Kosmos Handbuch.
Online:
In der CCL-Cloud haben wir eine Reihe sehr nützlicher PDFs abgelegt, die uns bei der Pilzmikroskopie unterstützen können:
- Mikroskopie_färben_Gattungsmerkmale.pdf (Dieses PDF sollten wir in der Gruppe noch mal gemeinsam durchgehen, um es zu verstehen)
- Zehfuß, Hans-Dieter (2000-2001): Die Seite für den Pilzmikroskopiker. Der Tintling.