Das Projekt "Stadtpilze" möchte Pilzanbau demokratisieren und zu einer auf gegenseitigem Respekt und Nutzen aufbauenden Beziehung zwischen Menschen und Pilzen beitragen.
Pilze sind wahre Alleskönner wenn es um Kreislaufwirtschaft geht und haben das Potenzial uns bei der Bewältigung von ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu helfen. Als Recycler der Natur verwandeln sie Abfallprodukte in wertvolle Nahrung, potente Medizin oder alternative Werkstoffe. Das Wissen um die Lebensweise und den Nutzen von Pilzen ist in der Bevölkerung jedoch nicht weit verbreitet. Hier setzt unser Projekt "Stadtpilze" an:
Wir möchten das Reich der Pilze und ihre Bedeutung für den Menschen in den Fokus rücken und Pilze als mächtige Verbündete bekannt machen, die uns bei der Bewältigung von Krisen helfen können.
So auch im Bereich der Ernährung: Um Städte auf die Herausforderungen des Klimawandels vorzubereiten, müssen sie sich auf Nachhaltigkeit, urbane Subsistenz und Resilienz ausrichten. Mit Blick auf Ernährungssouveränität und Krisenfestigkeit bedeutet dies, dass Lebensmittelversorgung dezentralisiert und wieder in den Stadtraum verlagert werden muss. Dazu bieten sich im höchsten Maße Pilze an. Deren Anbau ist auch unter beengten Raumverhältnissen und mit in der Stadt vorhandenen Ressourcen möglich.
Das Projekt "Stadtpilze" dreht sich um eine praktische Pilzanbaumethode, mit der ohne Vorerfahrung oder teures Equipment auf Basis von urbanen Reststoffen Speisepilze angebaut werden können. Damit bietet Stadtpilze einen niedrigschwelligen Einstieg in das Feld der Mykologie und die praktische Arbeit mit Pilzen.
Konkret möchten wir mit der Pilzanbaumethode Menschen befähigen, auch mit geringstem Finanz-, Platz- und Materialaufwand eigenen Speisepilzanbau zu betreiben. Dazu wird massenhaft anfallender Gastronomieabfall (Kaffeesatz, Pappe) genutzt, der statt im Müll zu landen als wertvoller Rohstoff recycelt wird. Nach der Pilzernte bleibt hochwertiger Kompost für Pflanzen übrig - womit der Wertstoffkreislauf geschlossen wird. Die Pilze, vor allem Austernpilze, können verkauft oder selbst gegessen werden. Klimaschutz wird so zur Wertschöpfung und Zugewinn, anstatt zum Verzicht. In einigen Städten wenden Pilzbäuer:Innen dieses Upcycling-Prinzip bereits kommerziell an. Mit unserem Projekt möchten wir jenes Wissen verbreiten und dazu befähigen, diesen Vorreitern nachzueifern, denn die Methode ist leicht skalierbar: Im kleinen Maßstab für den privaten Verzehr oder in Kooperation mit lokalen Cafés, die den Kaffeesatz liefern, als Grundlage eines kleinen Geschäftes mit frischen Pilzen.
Wir möchten so dazu ermutigen kreativ Recycling-Lücken zu schließen und auch in der Stadt eigene Nahrungsmittel anzubauen.
Unsere Methode findet in wiederverwendeten Gastro-Eimern statt und basiert auf Abfällen, die in großer Menge kostenlos in der Stadt zur Verfügung stehen. Wir möchten keine fertigen Pilzanbau-Kits produzieren, denn diese müssen nach der Ernte neu gekauft werden. Stadtpilze fokussiert dagegen auf das Vermitteln von Wissen und auf größtmögliche Unabhängigkeit und Niedrigschwelligkeit. Die Methode wurde dazu von uns für den Heimgebrauch optimiert, vor allem hinsichtlich Fehlertoleranz, Ressourcen- und Materialbeschaffung sowie Arbeitsintensität. Die Methode ist nun "low-cost" und "low-tech" und basiert auf leicht verfügbarem Material aus dem Baumarkt und der Drogerie.
Wir sind der Überzeugung, dass es an der Zeit ist, Wissen über Pilze, deren zentrale Rolle im Ökosystem und deren Nutzen bei der Bewältigung von Herausforderungen öffentlich zu verbreiten.
Im Mai 2023 haben wir ein Handbuch veröffentlicht, welches die Anbaumethode mit einer leichtverständlichen Schritt-für-Schritt Anleitung beschreibt. Durch gute Dokumentation und Nachvollziehbarkeit der einzelnen Arbeitsschritte konnten wir ein für Laien verständliches Handbuch erstellen. Das Handbuch bietet außerdem Hintergrundinformationen zu Pilzen, deren Ökologie und wurde von uns unter Open-Source Lizenz veröffentlicht.
Hier gibt es die PDF Datei zum Download: stadtpilze_handbuch_web.pdf!
Eine gedruckte Ausgabe könnt ihr bei uns im Labor erwerben
Wichtiger Teil des Projektes sind Tagesworkshops, in denen wir die Methode von Anfang bis Ernte sowie die zugrundeliegende Theorie praktisch vermitteln. Die Teilnehmenden nehmen die gemeinsam vorbereiteten Pilzkulturen und ihren ersten Pilzeimer mit nach Hause, sodass sie mit dem Anbau direkt starten und diesen unabhängig weiterführen können. Erfolge und Herausforderungen können über unseren Stadtpilze Chat Kanal geteilt werden, in dem sich bereits viele der ehemaligen Teilnehmenden zu einer Stadtpilze-Community zusammengeschlossen haben.
Die Workshops finden in den Räumlichkeiten des Curious Community Labs e.V. (CCL) statt. Der gemeinnützige Verein betreibt ein offenes Labor für Biologie und Technik. Durch niedrigschwellige Angebote, soll Nischenwissen mitsamt den Möglichkeiten zur Realisierung eigener Projekte, einer breiteren Bevölkerungsschicht zugänglich gemacht werden. Unabhängig von Vorwissen und Bildungsstand kann hier an Bio-Themen geforscht und sich ausgetauscht werden. Im gemeinschaftlich genutzten Labor vereinigen sich Kompetenzen im Bereich Kunst, Biologie, Chemie, sowie Technik und Informatik.
Tickets gibt es über ticket.curious.bio
Fragen bitte an stadtpilze@curious.bio
Neue Termine werden über den Newsletter kommuniziert.
Hier gehts zur Anmeldung.
Wir freuen uns, dass wir mit dem Projekt "Stadtpilze" den Medienpreis 2024 der Deutschen Gesellschaft für Mykologie (DGfM e.V.) verliehen bekommen haben.
An english presentation of Stadtpilze at "the Regenerative Funghi Lab" in Siliana, Greece Oktober 2023
Name | Art | Kontakt |
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Anfragen | stadtpilze@curious.bio | |
Aktuelle Eindrücke | https://www.instagram.com/curious.bio/ | |
Matrix Chat | Austausch, Teilhabe, Infos | https://matrix.to/#/#stadtpilze:curious.bio |
Wenn dich das Projekt interessiert und du mitmachen möchtest, schreibe uns einfach per E-Mail oder tausche dich mit uns auf dem Element Kanal aus. Wir freuen uns auf deine Unterstützung!
Mit der Unterstützung der Hamburger Klimaschutzstiftung konnten wir 2023 und 2024 die Pilzanbaumethode entwickeln, das Stadtpilze- Handbuch herausbringen und einige Workshops realisieren.
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